Diese Lüftungsanlagen sorgen durch stetigen Austausch dafür, dass die Luft in den Räumen immer frisch bleibt. Einziger Wermutstropfen: Diese raumlufttechnischen Anlage (RLT) müssen geplant und fest eingebaut werden. Das braucht Zeit, so dass es im kommenden Schuljahr 2021/22 weiterhin heißen wird: „Fenster auf zum Lüften!“, denn es ist derzeit nicht abzuschätzen, wie sich die Corona-Pandemie und damit das Infektionsgeschehen in den Schulen entwickeln wird. Um die Fensterlüftung effektiver zu gestalten, werden alle Klassenräume kurzfristig mit CO2-Ampeln ausgestattet. Der Schulträgerausschuss und der Verbandsgemeinderat hatten sich ausführlich mit dem Thema befasst und 2,5 Mio. Euro für das Projekt bereitgestellt. Mobile Luftreiniger werden nicht angeschafft.
Die Frage der Raumlüftung in Schulen bewegte die Gemüter im Schulträgerausschuss und dem Verbandsgemeinderat, denn es ist nicht abzusehen, wie sich die Corona-Pandemie im Herbst und Winter auf die Schulen auswirken wird. Die wissenschaftliche Analyse zur Raumlüftung von Professor Werner Ameling bildete die sachliche Basis für die Diskussion. Ameling ist Professor im Ruhestand an der Hochschule Trier und außerdem als Sachverständiger für Gebäude-, Versorgungs- und Energietechnik tätig. In seinem Vortrag im Schulträgerausschuss stellte er Fensterlüftung, mobile Luftreiniger und RLT-Anlagen im Vergleich nebeneinander. Basis für seine Ausführungen bildeten die Richtwerte der Arbeitsstättenverordnung und des Umweltbundesamtes, wonach in geschlossenen Räumen, in denen gearbeitet wird, der Gehalt an Kohlendioxid (CO2) einen Wert von 1.000 ppm nicht überschritten werden darf. Da dieser Wert nur durch regelmäßige Zufuhr von Außenluft zu erreichen ist, ist der CO2-Wert indirekt ein Indikator für die Virenlast in der Raumluft.
Fensterlüftung
Durch weit geöffnete Fenster findet ein guter Luftaustausch im Klassenraum statt. Allerdings werden optimale Werte nur durch Querlüftung erreicht, wenn also die frische Luft durch weit geöffnete Fenster einströmt und die verbrauchte Luft auf der gegenüberliegende Seite nach außen entweichen kann. Die reine Stoßlüftung, bei der alle Fenster auf einer Seit des Raums weit geöffnet werden, reicht häufig nicht aus um die Richtwerte einzuhalten: „Mit der reinen Fensterlüftung und regelmäßiger Stoßlüftung von 5 Minuten lassen sich keine CO2-Werte dauerhaft unterhalb der 1.000 ppm realisieren“, so Amelings Analyse. Außerdem bietet die Fensterlüftung die bekannten Nachteile von Durchzug, Eindringen von Außenlärm, Temperaturschwankungen und damit verbunden höhere Energiekosten. CO2-Ampeln, die den aktuellen CO2-Gehalt in der Raumluft anzeigen, helfen nach Amelings Empfehlung dabei, die Fensterlüftung effektiv zu gestalten. Der VGR beschloss deshalb, bis zum Schuljahresbeginn 2021/22 alle Klassenräume mit CO2-Ampeln auszustatten.
Mobile Luftreiniger
Mobile Luftreiniger sind Geräte, die die Raumluft ansaugen, von Viren und Schadstoffen reinigen und die gereinigte Luft wieder in den Raum abgeben, es sind also Umluftgeräte. Sie arbeiten wahlweise mit Spezialfiltern, Ozon, UVC-Strahlung, Ionisation oder kalten Plasma oder kombinieren diese Verfahren. Wichtige Parameter der Raumluft wie CO2-Gehalt, Luftfeuchtigkeit oder Temperatur werden dadurch nicht verändert. „Sie ersetzen keineswegs das Lüften, also die Zufuhr von Frischluft“, stellte der Experte Ameling fest. „Aber sie helfen, das Infektionsrisiko zu minimieren.“ Allerdings müssen sie dafür optimal im Raum positioniert und auf die Strömungsverhältnisse eingestellt sein. Die Geräte müssen regelmäßig gewartet und die Filter gewechselt werden. Außerdem verursachen sie bei dem erforderlichen Luftumsatz einen Geräuschpegel von rund 60 Dezibel (Zum Vergleich: Das Umweltbundesamt empfiehlt als Obergrenze einen Schalldruckpegel von 35 Dezibel für Lüftungsanlagen in Klassenräumen). Durch das Ansaugen und Ausblasen der Raumluft entsteht permanent Zugluft im Raum. „Gerade diese beiden Punkte Lärm und Zugluft können zu Akzeptanzproblemen führen, die Klasse den ganzen Vormittag mit einem laufenden Gerät in einem Raum ist“, so Ameling. Und es muss trotzdem regelmäßig gelüftet werden, um den CO2-Gehalt zu senken.
Raumlufttechnische Anlage (RLT)
RLT-Anlagen sorgen für eine kontrollierte Be- und Entlüftung von Räumen. Sie saugen permanent die verbrauchte Luft ab und bringen frische Luft von außen in den Raum. Diese frische Luft wird im Gerät gefiltert und auf die gewünschte Temperatur gebracht. Wärmetauscher sorgen für den effizienten Einsatz von Energie. Durch den ständigen Luftaustausch wird der CO2-Gehalt niedrig gehalten und die Virenlast gesenkt. In der VG Montabaur sind bereits die Waldschule in Horressen sowie Teile der Grundschule Horbach und der Freiherr-vom-Stein-Realschule plus in Nentershausen mit RLT-Anlagen ausgestattet, insgesamt 20 Klassenräume. Da ihre Vorteile – nicht nur mit Blick auf die aktuelle Corona-Lage – deutlich auf der Hand liegen, stimmte der VGR einstimmig dafür, alle Klassen-, Fach- und Mehrzweckräume mit dezentralen RLT-Anlagen auszustatten. Das geht allerdings nicht von heute auf morgen, denn diese Anlage müssen geplant, ausgeschrieben und eingebaut werden. Diese Arbeiten werden zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen, denn in der Trägerschaft der VG Montabaur stehen neun Grundschulen und zwei Realschulen mit zusammen über 120 Klassenräumen zuzüglich Fach- und Mehrzweckräumen.
Kosten und Fördermittel
Die Verwaltung schätzt die Kosten für den Einbau der RLT-Anlagen auf 2,5 Mio. Euro in den nächsten zwei bis drei Jahren. Der VGR stellte die entsprechenden Haushaltsmittel bereit. Für die Anschaffung von mobilen Luftreinigern gibt es aktuell kein Förderprogramm. Der Neueinbau von RLT-Anlagen kann hingegen durch ein neu aufgelegtes Bundesprogram mit bis zu 80% gefördert werden. Es bezieht sich auf Räume, die von Kindern bis 12 Jahre genutzt werden. Die VG könnte Fördermittel von bis zu 2 Mio. Euro aus dem Programm erhalten.
Präsentation zum Vortrag von Professor Ameling
Weiteres Hintergrundmaterial zum Thema gibt es im Rats- und Bürgerinformations-
System. Bitte klicken Sie hier:
Lüftungsanlagen/Luftreiniger für die Schulen der VG Montabaur
Kurz berichtet: Neues aus den Schulen
Digitalpakt
Im Rahmen des Digitalpakts Schulen sollten während der Sommerferien in den Schulen Bauarbeiten zum Verlegen von Kabeln und Netzwerkverteilern erfolgen. Leider hat die öffentliche Ausschreibung für diese Gewerke keine Angebote gebracht, so dass nun eine erneute Ausschreibung für die Herbstferien erfolgen soll. Denn ohne entsprechende Infrastruktur in den Schulen wird digitales Arbeiten kaum möglich sein. Einzig an der Grundschule Girod können die Arbeiten wie geplant durchgeführt werden.
IT-Betreuung der Schulen
Mit dem neuen Schuljahr geht die Aufgabe der Betreuung der gesamten IT an den Schulen landesweit auf die Schulträger über. Bisher haben die Schulen das mit eigenem Personal stemmen müssen. In der VG-Verwaltung stehen dafür drei Vollzeitkräfte zur Verfügung.
Freiherr-vom-Stein-Realschule plus
Nach den langen Phasen von Schulschließungen und Wechselunterricht in der Corona-Pandemie haben sich viele Schüler der Abschlussklasse entschieden, freiwillig die Jahrgangsstufe 10 zu wiederholen. Es muss eine neue Klasse 10 gebildet werden. Da im Schulgebäude kein Platz dafür ist, hat der VGR entschieden, einen Klassenraumcontainer anzumieten mit der Option, diesen möglicherweise zu kaufen, falls sich noch weiterer Nutzungsbedarf ergibt.
Schulsozialarbeit
Der Deutsche Kinderschutzbund übernimmt seit vielen Jahren die Aufgabe der Schulsozialarbeit an den Grund- und weiterführenden Schulen der VG Montabaur. Die Zusammenarbeit ist eingespielt, die Angebote werden gut genutzt, der Bedarf an Unterstützung für die Kinder- und Jugendlichen ist weiterhin gegeben. Deshalb hat der Schulträgerausschuss beschlossen, die Kooperation im bisherigen Umfang fortzusetzen.