Großer Wiesenknopf bei der Kläranlage Montabaur gepflanzt

Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist ein seltener und deswegen streng geschützter heimischer Schmetterling. Wer seinen Lebensraum schützt und fördert, tut viel für die anderen Arten und für die biologische Vielfalt in seinem Umfeld. Diesem Ansatz folgten jetzt die Verbandsgemeindewerke Montabaur: Im Rahmen eines Artenschutzprojektes der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) ließen sie auf den Wiesen rund um die Kläranlage Montabaur und in vier Regenrückhaltebecken den Großen Wiesenknopf anpflanzen, die Wirtspflanze des kleinen Falters. Mehr als 7.000 Quadratmeter Wiesenfläche werden künftig so gepflegt, dass der Wiesenknopf-Ameisenbläuling dort leben und sich fortpflanzen kann.

Eine Kiste mit Pflanzen steht an der Kläranlage.
Auf den Wiesen rund um die Kläranlage Montabaur haben die Verbandsgemeindewerke den Großen Wiesenknopf anpflanzen lassen, um Lebensraum für den streng geschützten Schmetterling Wiesenknopf-Ameisenbläuling zu schaffen. Die Maßnahme ist Teil eines Artenschutzprojektes der Stiftung Natur und Umwelt RLP, die auch die Pflanzungen durchgeführt hat.

Auf den ersten Blick sind die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge unscheinbare kleine Falter, die ein wenig blau schimmern. Wie kompliziert ihr Leben ist, lässt sich schon am Namen ablesen, denn sie brauchen den Großen Wiesenknopf und bestimmte Ameisen zum Leben (siehe Infokasten unten). Erfreulicherweise kommen der sowohl der Dunkle und als auch der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling im südlichen Westerwald vor. „Wesentliche Anteile der europaweiten Populationen befinden sich in Rheinland-Pfalz mit einem Schwerpunkt im Westerwald, viele Flächen liegen in der Verbandsgemeinde Montabaur. Es ist interessant, dass es gerade hier den eigentlich selteneren Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling gibt. Doch auch bei uns sind die Bestände in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen. Mit dem SNU-Projekt haben wir jetzt die Möglichkeit, gegenzusteuern“, beschreibt Aglaia Abel die örtliche Situation. Sie arbeitet als Landschaftspflegerin bei der Verbandsgemeindeverwaltung Montabaur und setzt die vom Verbandsgemeinderat beschlossene Biodiversitätsstrategie um. „Der Schutz der Biodiversität beginnt lokal. Jede Fläche muss einzeln betrachtet und passende Maßnahmen entwickelt werden“, so ihre Vorgehensweise. Die Flächen, die sie für die Pflanzaktion ausgesucht hat, sind artenarm. Aber es sind feuchte Standorte, die den Ansprüchen des Großen Wiesenknopfs gerecht werden. Die Wiesen dürfen im Zeitraum von Anfang Juni bis Mitte September nicht gemäht werden, damit zur Flugzeit der Ameisenbläulinge ausreichend Blütenköpfe des Großen Wiesenknopfs vorhanden sind. Außerdem muss das abgemähte Gras entfernt werden, denn das fördert die Artenvielfalt. „Diese Vorgehensweise bei der Mahd ist aufwendiger und verursacht höhere Kosten als das Mulchen“, erläutert Aglaia Abel. Sie hofft, dass die Ameisen-Bläulinge die Flächen in den nächsten Jahren besiedeln und die Wiesen damit zu Trittsteinen für die umliegenden Bereiche werden. „Wenn wir das schaffen, hat sich jeder Aufwand und jede Mühe dafür gelohnt“, so Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich zu Beginn der Pflanzaktion. „Mit dem Ameisenbläuling haben wir einen Schatz der Natur, den wir gut hüten und pflegen müssen.“

Im Übrigen können sich auch Landwirte am Artenschutzprojekt der SNU beteiligen. Sie müssen auf das Düngen verzichten und die Wiesen gemäß dem Zeitplan mähen. Dafür erhalten sie eine Entschädigung. Infos dazu und weitere Infos zum Projekt, zum Schmetterling, zum Wiesenknopf und zur Ameise gibt es auf der Homepage der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz unter www.snu.rlp.de.

 

Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling
Raffiniert! Anders kann man die Überlebensstrategie des eher unscheinbaren Falters nicht bezeichnen. Die Paarungszeit der Bläulinge fällt in die Blütezeit der Großen Wiesenknöpfe. Die Falter ernähren sich fast ausschließlich vom Nektar der Pflanze, schlafen, balzen und paaren sich darauf und legen ihre Eier in den Blüten ab. Wenn die Raupen geschlüpft sind, leben sie noch einige Zeit in und von den Blüten. Sie ernähren sich vom Nektar und fressen die Blüte von innen heraus auf. Mitte September lassen sie sich auf den Boden fallen und damit ihren Feinden, den Ameisen, direkt vor die Füße. Diese fressen normalerweise Raupen aller Art. Die Raupen des Wiesenknopf-Ameisenbläulings allerdings tricksen die “feindlichen“ Ameisen aus: Mit ihren Honigduftdrüsen und Honigdrüsen produzieren sie verführerische Düfte, denen die „vernaschten“ Ameisen offensichtlich nicht widerstehen können. So „adoptieren“ sie die Raupen und schleppen sie in ihre unterirdischen Bauten, gewissermaßen als beständige Honigquelle. Dort überwintern die Raupen und ernähren sich inzwischen von den Larven der Ameisen. Die Raupen halten die Ameisen mit ihrem Honig „bei Laune“, bis sie sich schließlich verpuppen. Zur Paarungszeit im Juli / August verlassen dann die fertigen Schmetterlinge unter Anwendung weiterer Tricks die Ameisenbauten und der Zyklus beginnt von neuem. Wiesenknopf-Ameisenbläulinge haben eine zimtbraune Färbung mit schwarzen, weiß umrandeten Augen darauf. Es gibt den Hellen und den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Bei den Männchen schimmert die Oberseite der Flügel blau, woher der Name Bläuling rührt. Die Falter erreichen eine Spannweite von 35-40 Millimeter. Die Schmetterlinge werden meist nur etwa 10 Tage alt. Aufgrund ihrer hochspezialisierten Überlebensstrategie gelten die Falter als Besonderheit und sind deshalb durch EU-Recht streng artenschutzrechtlich geschützt.


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