Die Delegation war mit gehörigem Lampenfieber aus dem Westerwald nach Mainz gereist. Schließlich ist man nicht alle Tage zum Empfang in der Staatskanzlei eingeladen und darf mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer plaudern. Anlass war die Preisverleihung im Jugend-Engagement-Wettbewerb 2022/2023. Die kreativen Köpfe von Jugend macht Zukunft (JumaZu) – einer Beteiligungsplattform der Verbandsgemeinde Montabaur – wurden für zwei Projekte mit je 500 Euro ausgezeichnet: der Skatepark und der längste Tisch von Montabaur.
Mika Klenner (17) und Marc Pollmann (18) repräsentierten das Team Skatepark, Keana Müller (18) stellte den „längsten Tisch“ vor. Begleitet wurden sie von Kulturpädagogin Larissa Metz, die JumaZu in der Stadt und Verbandsgemeinde Montabaur betreut. Im Publikum aus vielen rheinland-pfälzischen Politikern war auch Gabi Wieland – und zwar in dreifacher Funktion: als Montabaurer Stadtbürgermeisterin sowie in Vertretung von VG-Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich und von Landrat Achim Schwickert.
Die Aufregung, in drei Minuten das jeweilige Projekt auf der Bühne vorzustellen, löste sich schnell in Luft auf. Niemand musste frei vortragen. Clemens Brüchert und Leonie Harth, die die Veranstaltung moderierten, stellten gezielte Fragen, worauf die Antworten leicht fielen. Als Malu Dreyer die Preise überreichte, strahlten alle entspannt in die Kameras. Da hatte Mika sich bereits als Medienprofi bewiesen. Vor der Veranstaltung gab er ein Radio-Interview, das am selben Abend in den Nachrichten gesendet wurde.
In ihre Projekte investieren die Jugendlichen viel Herzblut. Die Gruppe Skatepark setzt sich dafür ein, eine eigene Anlage in Montabaur zu bauen, die sich für Einsteiger genauso eignet wie für Könner und vor allem Spaß macht beim Befahren. Das Motto lautet „von Skatern für Skater“, denn die Jugendlichen kritisieren, dass solche Parks oft von Menschen erdacht und umgesetzt werden, die selbst noch nie auf einem Board gestanden habe. Materialien seien falsch gewählt, Abstände zwischen Hindernissen zu groß oder der Asphalt nicht geeignet. Zudem spiele die Anordnung der so genannten Obstacles eine große Rolle. Das Preisgeld aus Mainz soll zunächst in ein professionelles Logo fließen, das für die Skate-Community samt Projekt wirbt, die Bekanntheit steigert und zur Identifikation beiträgt.
Eine ganze Philosophie steckt im Konzept für den längsten Tisch Montabaurs, das Keana präsentieren durfte. Durch die Corona-Pandemie seien viele Menschen vereinsamt. Außerdem verursachten die aktuellen Krisen Angst um die eigene Existenz, und die Akzeptanz für bestimmte Gruppen sinke. Dieser Entwicklung begegnen die Jugendlichen mit der Devise: Gerade in schwierigen Zeiten gilt es, zusammenzustehen und zusammenzuhalten.
Am längsten Tisch Montabaurs unter freiem Himmel sollen deshalb Menschen verschiedener Ethnien, sozialer Schichten, Generationen und sexueller Identitäten Platz nehmen und ohne Berührungsängste bei Livemusik miteinander reden, spielen, essen und trinken. Kuchen, Snacks und Getränke gäbe es auf Spendenbasis. Tischgäste – zum Beispiel aus Altersheimen oder Behindertenwerkstätten – könnten sich anmelden, aber darüber hinaus seien alle willkommen, deren Interesse spontan geweckt werde. Mehr noch: Ein Animateur soll Passanten zur Teilnahme auffordern. „Menschen kommen und gehen, am Ende hat aber jeder zumindest etwas mitgenommen. Es entstehen Verbindungen und vielleicht sogar Freundschaften“, wünscht sich Keana. Mit dem Preisgeld will das Team auf das Projekt hinweisen (Flyer und Plakate) und erste Anschaffungen machen. Auch die Nachhaltigkeit ist im Blick. Tische, Stühle und Brettspiele sollen ausgeliehen werden.
Der Preis beim Jugend-Engagement-Wettbewerb ist nicht nur Geld wert. Vor allem freuen sich die jungen Leute, dass ihr Einsatz beachtet und gewürdigt wird. „Das ist ein wichtiger Schritt“, sagt Marc. „Wir kommen unserem Ziel ein Stückchen näher.“ Mika kann es noch nicht richtig fassen: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir gewinnen! Das ist echt mega!“ Mega war in Mainz auch der Ausklang des Tages. Nach der Preisverleihung ging´s zum nahe gelegenen Skatepark am Rheinufer, wo man prima die letzte Anspannung rauslassen konnte.