„Auch ich habe Vorurteile“

Woher kommt eigentlich Rassismus? Welchen Anteil hat die Wissenschaft hieran und warum gibt es ihn immer noch? Diese Fragen stellt Autor und Kabarettist Marius Jung im Rahmen der Interkulturellen Woche. Die Veranstaltung fand am Mittwochabend in der Aula des Mons Tabor Gymnasiums unter der Federführung der Stadtbibliothek Montabaur in Kooperation mit dem Integrationsbüro der VG Montabaur, der Diakonie, dem Caritasverband Westerwald-Rhein/Lahn und der Volkshochschule der VG Montabaur statt.

„Bei Rassismus geht es nicht um Menschen, es geht um Macht und Geld“, stellt Jung fest. Und Rassismus hat eine jahrhundertealte Geschichte. Andersartigkeit wird als Bedrohung empfunden und hat seine Wurzeln oft in Unwissenheit. Er selbst kennt und erlebt Rassismus immer wieder. Wo er denn „ursprünglich herkomme“ werde er oft gefragt. Dabei ist ihm bewusst, dass diese Fragen aus Arglosigkeit und nicht aus Boshaftigkeit entstehen. In seinem zweistündigen Vortrag versucht er vor allem, die Zuhörer zum Nachdenken zu bringen. „Es geht doch darum, besser miteinander auszukommen“, wünscht er sich. Und dabei ist es wichtig, Dinge zu reflektieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob „man es ja nicht so meint“ oder mache Sachen „schon immer so waren“.

Das Bild zeigt einen Mann mit Mikrofon in der Hand
Angeregte Diskussionen mit den Zuschauern ergaben sich im Anschluss an den interessanten Vortrag.  (Bild: VG Montabaur / Viola Marschall)


Besonders wichtig ist ihm, dass Menschen aufhören, in Schubladen zu denken. Die Hautfarbe oder Herkunft hat schließlich keine Auswirkung auf die Persönlichkeit. Dabei nimmt er sich selbst nicht aus. „Auch ich habe Vorurteile“, gibt er zu. „Das ist auch gar nicht schlimm, so lange wir diese zur Überprüfung freigeben“.

Am Ende des Vortrages entspann sich eine durchaus kontroverse Diskussion, ob und welche Begrifflichkeiten politisch korrekt sind. „Ich habe eine Bezeichnung“, beantwortet Jung die Frage. „Und die lautet: Marius Jung. Ich würde mir wünschen, dass ich als Individuum gesehen werde und nicht als Teil einer Gruppe.“ Der Vortrag hat zum Nachdenken angeregt. Und vielleicht ist es gar nicht so schwer, wenn wir alle versuchen, nicht in Gruppen zu denken, sondern den Menschen zu sehen.

Die Interkulturelle Woche ist eine jährliche Veranstaltungsreihe, die seit 1975 in Deutschland stattfindet. Sie dient dazu, den interkulturellen Austausch zu fördern und das Zusammenleben verschiedener Kulturen zu verbessern. Ihr Ziel ist es, Vorurteile abzubauen und die Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu ermöglichen. Damit ist sie eine wichtige Initiative, die zu einem toleranten und offenen gesellschaftlichen Klima beiträgt.