Der Verbandsgemeinderat (VGR) Montabaur hat sich zu seiner Herbstsitzung getroffen. Neben viele Umweltthemen standen auch der Tourismus, die Wirtschaftsförderung, der Flächennutzungsplan und die Feuerwehren auf der langen Liste der Themen. Hier eine Übersicht:
Tourismus
Seit 2019 arbeiten Stadt und Verbandsgemeinde (VG) Montabaur an einem touristischen „Relaunch“ für das Gelbachtal. Unter der Federführung der Tourismusbeauftragten Karin Maas und in Zusammenarbeit mit den benachbarten Verbandsgemeinden Bad Ems-Nassau und Diez wurde zunächst ein Konzept (der Masterplan) erarbeitet, das nun Schritt für Schritt umgesetzt wird. Dabei sind die Akteure und Anlieger im Tal beteiligt. Im September wurde das Herzstück des Projekts eingeweiht: Der „GelbACHTrail“ ist ein durchgehender Wanderweg von Montabaur bis nach Obernhof an der Lahn. Er wurde sogleich als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet, da er von Beginn an die strengen Kriterien eines Premiumwanderwegs erfüllt. In der Sitzung des VGR legte Karin Maas ihren Bericht zur Umsetzung des Masterplans vor und gab einen Ausblick auf kommende Maßnahmen für 2024 wie die Gestaltung von Selfie-Points und eine eigene Homepage für das Gelbachtal. Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich nutze die Gelegenheit, um sich bei Maas und ihrem Team für die geleistete Arbeit zu bedanken, die Einheimischen ebenso zugutekommt wie den Gästen der Region. „Karin Maas hat vier Auszeichnungen innerhalb von sechs Wochen abgeräumt. Es zeigt, wie fachkundig unser Tourismus aufgestellt ist.“ Neben der Auszeichnung für den „GelbACHTrail“ wurde der Bornkasten bei Nomborn als „GeoTop 2023“ ausgezeichnet, die Tourist-Info hat sich im Rahmen des Programms „Service Qualität Deutschland“ erneut zertifiziert und für das Projekt „Sprechende Fachwerkhäuser“ wurde Montabaur als Modelkommune 2022 im Rahmen von KuLaDig ausgezeichnet (KulturLandschaftDigital ist ein Förderprogramm des Landes Rheinland-Pfalz).
Wirtschaftsförderung
Montabaur ist ein starker Wirtschaftsstandort – keine Frage. Aber dieser muss auch ständig gepflegt und weiterentwickelt werden. Der VGR hatte im vergangenen Jahr die Fachagentur „Moduldrei“ damit beauftragt, eine Standortstrategie zu erarbeiten, die Prof. Dr. Stefan Lennardt nun dem Gremium vorstellte. „Wir verkaufen keine Konzepte von der Stange, sondern schauen uns jede Region genau an, denn die passenden Konzepte lassen sich nur vor Ort finden“, erklärte Lennardt die Herangehensweise. „Die Standortstrategie gibt Empfehlungen, wie sich die VG zukünftig am Markt positionieren und welche Handlungsfelder die kommunale Wirtschaftsförderung bedienen kann.“ Eine Lenkungsgruppe mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Betrieben hatte den Prozess der Konzepterstellung begleitet. Gemeinsam haben die Beteiligten vier Handlungsfelder priorisiert: Netzwerkarbeit mit den Ortsgemeinden, Standortmarketing, Flächenmanagement und Klimaschutz, der als Querschnittsaufgabe in alle Bereiche reinspielt. Für die Umsetzung wurden zunächst fünf konkrete Aktionen herausgearbeitet: ein regelmäßiger Stammtisch soll den Austausch zwischen den Unternehmen, den Ortsgemeinden und der Verwaltung fördern; die VG soll in einem 360°-Portrait dargestellt werden, das Flächenmanagement soll strategisch weiterentwickelt werden, denn Gewerbeflächen sind ein knappes Gut und müssen optimal ausgenutzt werden; die Wirtschaftsförderung soll stärker mit externen Strukturen vernetzt werden, z.B. mit IHK, Handwerkskammer, Hochschulen, Finanzdienstleistern, Fördermittelgebern und anderen vergleichbaren Standorten; und schließlich soll der Kontakt mit den Unternehmen vor Ort im Sinne einer Bestandspflege verbessert und systematisiert werden, dafür soll eine spezielle Software angeschafft werden. „Wir haben uns bemüht, eine schlanke Strategie zu entwickeln, die die Verwaltung gut umsetzen kann, wenn sie die entsprechenden personellen Ressourcen hat“, fasste Lennardt das Konzept zusammen. Über die künftige Ausstattung der Wirtschaftsförderung bei Personal und Haushaltsmitteln will Bürgermeister Richter-Hopprich bei den Vorbereitungen für den Haushalt 2024 mit den Fraktionen sprechen.
Flächennutzungsplan
Die ehemalige Tongrube Barbara in Girod wurde schon vor Jahren stillgelegt und inzwischen verfüllt. Dort möchte die Eigentümerin, die Tonbaufirma Görg & Schneider, einen Solarpark errichten. Das Gelände ist rund 3,9 Hektar groß. Ein ähnliches Projekt wird derzeit am Firmensitz in Boden umgesetzt. Um das Vorhaben in Girod zu ermöglichen, muss die Ortsgemeinde einen Bebauungsplan erstellen. Auch der Flächennutzungsplan der VG muss entsprechend geändert und eine „Sonderbaufläche Erneuerbare Energien“ für den künftigen „Solarpark Barbara“ ausgewiesen werden. Einstimmig hat sich der VGR hinter das Vorhaben gestellt und das Verfahren zur „21. Änderung des Flächennutzungsplans“ eingeleitet.
Feuerwehren
Die Freiwillige Feuerwehr in Niedererbach wird zum Jahresende aufgelöst. Mit großem Bedauern fasste der VGR (bei einer Gegenstimme) diesen Beschluss. Die Anzahl der tatsächlich aktiven Feuerwehrleute in Niedererbach ist in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen; die Erstalarmierung wird schon seit über einem Jahr durch die benachbarten Feuerwehren Nentershausen oder Görgeshausen abgedeckt. „Wir haben in den letzten Jahren alles Mögliche versucht, um neue Feuerwehrleute für die Löschgruppe zu gewinnen, wollten sogar ein Bambini-Gruppe gründen. Leider sind alle unsere Bemühungen gescheitert, sodass wir heute die Konsequenz ziehen und die Einheit auflösen müssen. Der Standort funktioniert einfach nicht mehr“, erklärte Andree Stein dem VGR. Als Erster Beigeordneter ist er für den Brandschutz zuständig und hatte sich zusammen mit den verbliebenen Feuerwehrleuten vor Ort, mit der Wehrleitung, dem Ortsbürgermeister und dem Ausschuss für Brandschutz und technische Hilfe (ABH) lange für den Erhalt der Niedererbacher Feuerwehr eingesetzt. Er sei froh, so Stein, dass sich die übrigen Aktiven bei den benachbarten Einheiten in Nentershausen und Görgeshausen gemeldet hätten und dort gut integriert würden. Außerdem habe der Förderverein angekündigt, seine Arbeit im Dorf fortzusetzen. Auch Bürgermeister Richter-Hopprich drückte sein Bedauern aus: „Die Feuerwehr im Dorf ist weit mehr als der Brandschutz. Sie ist eine feste Größe und unterstützt die Dorfgemeinschaft bei den vielfältigen Aktivitäten. Das wird fehlen.“ Ähnlich äußerten sich die Sprecher der Fraktionen. Nach der Dienstversammlung der Freiwilligen Feuerwehr hatten der Ortsgemeinderat und der ABH der Auflösung zugestimmt, final entschied nun der VGR.
Nach dieser traurigen Nachricht gab es auch noch eine gute für die Feuerwehrleute in der Verbandsgemeinde Montabaur: Auf Antrag der CDU-Fraktion beschloss der VGR, dass ab 2024 alle Feuerwehrleute freien Eintritt in das Mons-Tabor-Bad haben sollen. Das gilt für die Feuerwehrleute im aktiven Dienst, für die Jugendfeuerwehren, die Bambinis und für die Altersabteilung. In der Begründung zum Antrag heißt es: „Die Mitglieder der Feuerwehr erbringen ehrenamtlich unter höchstem persönlichen Einsatz ständig unverzichtbare Leistungen für die Allgemeinheit. Dieses Engagement und dieser Einsatz sollen besondere Anerkennung und Wertschätzung erfahren.“ Mit ihrem Ja zu dem Antrag schlossen sich die Ratsmitglieder dieser Wertschätzung an.
Periodenprodukte an Schulen
Die FDP-Fraktion hatte den Antrag gestellt, die VG als Schulträgerin solle Spender für kostenlose Binden und Tampons an den beiden weiterführenden Schulen aufstellen. Das Thema wurde zunächst in gemeinsamer Sitzung von Haupt- und Finanzausschuss und Schulträgerausschuss und final auch im VGR kontrovers diskutiert. Im Schulträgerausschuss waren auch die beiden Schulleiter anwesend, die keinen Bedarf für diese Spender sehen. Bei Bedarf können die Schülerinnen in den Sekretariaten kostenlos Binden und Tampons bekommen – und machen von diesem Angebot im Notfall auch Gebrauch, so der Bericht der Schulleiter. Am Ende lehnte der VGR den Antrag ab.