Die Vorbereitungen für das Neubaugebiet glichen einem Hürdenlauf im Marathonformat, denn es tauchten immer wieder neue Probleme und Fragestellungen auf, die geklärt werden mussten, ehe der Ortsgemeinderat den nächsten Schritt gehen konnte. Inzwischen rollen die Bagger auf der Fläche unterhalb des Sportplatzes, um dort die neue „Bergstraße“ zu bauen und die Grundstücke für den Bau vorzubereiten: Kanal und Wasserleitungen werden verlegt, dazu Leitungen für Strom und Telekommunikation, es werden Gehwege und die spätere Fahrbahn angelegt. „Es hat den Ortsgemeinderat in den letzten zehn Jahren sehr viel Kraft, Ausdauer und Hartnäckigkeit gekostet, dass wir heute hier stehen und den tatsächlichen Baubeginn feiern können“, sagte Anke Thome beim symbolischen Spatenstich. Als Beigeordnete mit eigenem Geschäftsbereich koordiniert sie die Baumaßnahme. „Nun können bald neue Wohnhäuser für heutige und künftige Niederelberter entstehen“, stellt sie sichtlich erfreut und erleichtert fest. 24 der insgesamt 44 Grundstücke stehen im Eigentum der Gemeinde, die übrigen sind in privatem Eigentum. „Für die gemeindeeigenen Grundstücke haben wir ein Vergabeverfahren durchgeführt, weil wir deutlich mehr Anfragen als Bauplätze hatten. Sollte jemand abspringen, rücken die Nächsten aus dem Vergabeverfahren nach“, erklärt die Ortsbürgermeisterin Carmen Diedenhoven. Ein großes Kompliment an den Ortsgemeinderat sprach auch Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich von der Verbandsgemeinde (VG) Montabaur aus, der das Projekt seit seinem Amtsantritt 2018 begleitet hat. „Man kann über jedes Bauvorhaben Geschichten erzählen, aber hier ist die Liste besonders lang, teilweise kurios.“ Wichtig sei aber, dass nun im Ort die Lücke in der Bebauung geschlossen werden kann. „Niederelbert grenzt an Montabaur an. Die Leute wollen hier wohnen, im Grünen, in einem attraktiven Ort, nicht direkt in der Stadt, aber nah am Zentrum“, stellt er fest. Fünf Grundstücke an der Herbergstraße werden bereits Ende des Jahres baureif sein, die anderen Ende 2024.
Neben allen Hürden in der Planung stellte auch das Dammbauwerk den Ortsgemeinderat vor besondere Herausforderungen – planerisch und finanziell. Der Weiherhellbach fließt nördlich des neuen Baugebiets „Im Herberg II“ vorbei und trifft dort - von der Montabaurer Höhe kommend - auf die ersten Häuser von Niederelbert. Im Hochwasservorsorgekonzept wurde daher der Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens in diesem Bereich vorgesehen, um Überschwemmungen in der Ortsmitte vorzubeugen. Auch müssen die Verbandsgemeindewerke für das Regenwasser der Umgebung ein Sammelbecken bauen, damit bei Starkregen der Kanal nicht überlastet wird. Und schließlich wünschte sich die Ortsgemeinde eine innerörtliche Verkehrsachse über den Weiherhellbach hinweg, die das Wohngebiet „Zum Simonsbusch / Im Boden“, das Neubaugebiet „Im Herberg II“ und den Sportplatz verbindet und so die Ortsdurchfahrt L327 für den innerörtlichen Verkehr entlastet. So kam die Idee eines „3 in 1“- Dammbauwerks in Kombination mit einem Wiesenbecken auf. Dieses wird oberhalb angelegt und umfasst den Bachlauf des Weiherhellbachs. In den neu aufgeschütteten Damm wird eine Schleuse mit Regler integriert, die bei Bedarf das Hochwassser aus dem Bach und das Regenwasser aus der Umgebung zunächst im Becken zurückstaut und später kontrolliert ablaufen lässt. Über den Damm wird die neue Bergstraße führen. So einfach das klingt, so kompliziert zeigte sich die Ausführung (siehe Infokasten). Durch die „3 in 1“-Lösung werden die Kosten für das Dammbauwerk anteilig zwischen der VG (Hochwasservorsorge), den VG-Werken (Regenwasserrückhaltung) und der Ortsgemeinde (Straßenbau) aufgeteilt. Insgesamt wird die Erschließungsmaßnahme einschließlich Dammbauwerk voraussichtlich rund 3,2 Mio. Euro kosten. Die Tiefbauarbeiten führt die Firma Wilhelm Triesch aus Waldbrunn durch, die Bauüberwachung hat die Artec Ingenieursgesellschaft aus Limburg übernommen und die Projektleitung liegt bei Ralf Kohlhaas von der VG-Verwaltung in Montabaur.
Baugrundstabilisierung mit Rüttelstopfsäulen
Das neue Dammbauwerk wird über dem Weiherhellbach errichtet. Das Gelände ist in dem Bereich steil und der Untergrund torfig-moorig. Um hier die Tragfähigkeit des Baugrunds zu erhöhen und damit das künftige Bauwerk zu stabilisieren, wurde ein besonderes Verfahren angewendet: die Rüttelstopfsäulen. In einem Raster von 2 x 2 Metern wurden mehr als 500 Säulen bis zu sieben Meter tief in die Erde getrieben. Jede Säule hat einen Durchmesser von 50 Zentimetern. So werden sie hergestellt: Zunächst wird ein Loch ins weiche Erdreich gebohrt und zwar so tief, bis der Bohrer auf festen Untergrund stößt. Dann wird nach und nach Füllmaterial aus Schotter und Splitt eingefüllt und mit dem Rüttler verdichtet. Es entstehen unterirdische Säulen, die auch ohne Beton genügend Festigkeit geben, um den Baugrund zu stabilisieren. Diesen Spezialtiefbau hat die Firma Bauer aus Schrobenhausen ausgeführt.