Haushalte und Unternehmen produzieren tagtäglich Abwasser. Wie jede Infrastruktur, müssen die Abwasserrohre regelmäßig überprüft und instandgehalten werden. Um aufwändiges Ausgraben und das Verlegen neuer Rohre zu vermeiden, werden sogenannte Inliner-Verfahren genutzt. Bei kleineren Rohren können Schläuche eingeführt, durch Aufblasen an die Rohrgröße angepasst und anschließend verhärtet werden.
Für Rohre mit großem Durchmesser gibt es das sogenannte „Wickelrohrverfahren“. „Das Verfahren kann im laufenden Betrieb eingesetzt werden“, beschreibt Michael Maurer, der das Projekt bei den Abwasserwerken der VG Montabaur betreut, die Vorteile. „Der Kanal muss somit nicht gesperrt und trockengelegt werden. Außerdem werden die Rohre nicht ausgegraben. Es wird lediglich ein Verbindungsschacht geöffnet. Damit spart die Methode nicht nur erheblichen Arbeitsaufwand und Straßensperrungen, sondern auch Kosten. Außerdem wird die Natur geschont und CO2 eingespart. Mit dem Einsatz dieser innovativen Technik sind wir Vorreiter im Westerwald“, berichtet er weiter.
Erstmals wird nun das 1,2 km lange Rohr in der Gemarkung Holler mit dem neuen Verfahren in 12 Abschnitten saniert - der längste davon 300 Meter. Das Rohr misst 400 Millimeter im Durchmesser. Nach der Sanierung wird es einen Durchmesser von 350 Millimeter haben. „Das ist der einzige Nachteil des Verfahrens“, erklärt Maurer. „Der Durchmesser des Rohres verkleinert sich geringfügig. Für die anfallende Abwassermenge reicht die Größe jedoch trotzdem aus.“ Insgesamt betreibt die VG-Werke beim Abwasser ein Leitungsnetz von 380 km sowie 60 km immer größer werdender Verbindungssammler, die das Abwasser der einzelnen Haushalte, Straßen und Gemeinden zusammenführen und auf die acht Kläranlagen verteilen. Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung der VG Montabaur folgt dabei soweit es möglich ist der Topographie, denn das Wasser bzw. Abwasser soll möglichst bergab laufen. „Da sich das neue Verfahren bewährt hat, werden wir es auch künftig einsetzen“, berichtet Maurer.
So funktioniert das Wickelrohrverfahren
Zunächst einer der Kontrollschächte geöffnet und ein breites Kunststoffband in das zu sanierende Rohr eingeführt. Eine Maschine schiebt dieses PVC-Auskleidungsprofil am inneren Rand des Rohres kontinuierlich vorwärts, so dass es sich spiralförmig im Rohr aufwickelt und miteinander verbindet. Der Kunststoff bildet so eine neue, dichte Ableitungsoberfläche.
Danach wird eine Stützkonstruktion aus Metall eingebaut, die die PVC-Auskleidung während der nachfolgenden Mörtelinjektion abstützt. Anschließend wird ein quellfähiger Spezial-Mörtel zwischen die Innenwand des alten Rohres und die neue Wickelrohrschicht gespritzt. So entsteht ein dauerhafter und stabiler Verbund. Anschließend wird die Stützkonstruktion entnommen und schon ist die Leitung wieder einsatzbereit.